Freitag, 26. Mai 2017
WIEDER IM ZEITPLAN
26.5. nach Starkregen, schweren Gewittern und Knie, mit Theo nach "Vega de Valcarce" geflüchtet.

Heute habe ich die Drohung war gemacht, und um 41 km beschissen. Klitschnass habe ich mich nach 16 km in "Camponaraya" entschieden, mit dem Schwarztaxi (Theo der Taximann) nach "Villafranca del Bierzo" zu düsen. Theo bot mir an, mich für einen unglaublichen Preis gleich bis nach "Vega de Valcarce" zu fahren.
Das ist Camino und so etwas erlebt man nicht 2 x im Leben. Warum sind wir Deutschen nur solche humorlosen, geldgeilen, neidischen und gierigen Stinkstiefel?
Gestern habe ich mich wieder geschämt, ein Germane zu sein. Abends kam ich aus der Stadt und wollte noch eine Kleinigkeit essen. 2 Typische, etwa 55 Jahre alte Germanen, mit weißen Socken, Sandalen und albernem Ohrring fragte ich, ob ich mich dazu setzen darf. Sie sahen sich etwa 2 Stunden an und sagten schließlich: "Na gut!"
Sie sprachen nicht ein Wort mit mir. Nicht einmal Prosit zum Vatertag. Nur ein einziges Lästern über die häßliche Neustadt. "Irgendwo müssen Sie ja wohnen, die Spanier!"
Was bilden wir Deutschen uns eigentlich ein, wer wir sind? Ekelerregend. Sie standen irgendwann auf und ich musste meinen Blutdruck in Normalposition bringen. Man müsste ihnen 20 zerknüllte 50 Euroscheine in den Arsch stecken, bis sie platzen.
Nie wieder an einen Germanentisch.

Abends lernte ich auf meinem Zimmer olle Lisandro aus Cordoba-Argentinien kennen. Ein wunderbar lustiger Typ, trotz Gehbehinderung. Ihn hatte es noch schlimmer erwischt. Er hat Knöchel und ist wahrscheinlich 5 Tage ausser Gefecht.
Wir tranken zusammen Bierchen und schmissen uns weg über unsere Eisbeutel. Er ist Fotograf und war begeistert von meinen Cartoons.

Die beiden Herbergsdamen hatten extra ein neues Gästebuch besorgt in dem ich als Erster eine Pilgerzeichnung hinterlassen sollte. Sie freuten sich tierisch darüber und drückten mich herzlichst, als ich mich verabschiedete.

Nun sitze ich hier in einer kleinen niedlichen Herberge am Fuße der Berge und pflege mein Knie noch etwas.

Terminlich bin ich nun wieder auf dem aktuellen Stand und hoffe, die restlichen Etappen zu bewältigen.
Heute Abend kochen wir zusammen und singen schmutzige Lieder mit Gitarre ;-)
Ich genieße jede einzelne Minute in diesem wundervollen Land mit diesen stink normalen Menschen.
El Camino Proveerá!!!
Machts Juut, Nachbarn!!

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Donnerstag, 25. Mai 2017
VATERTAG & TEMPELRITTER
25.5. Vatertach & Himmelfahrt

Nach einem extrem heißen Tag folgt nun ein Feiertag mit angenehmen 16 Grad und Wolken. Die Nacht im 6 Mann - Zimmer ging so. 5 waren wach und einer träumte von STIHL - Motorsägen. Hätte ich ein Lichtschwert neben meinem Bett gehabt, wäre er nicht mehr am Leben. Bin um 0.00 Uhr aufgestanden, habe ihn wach gerüttelt und einen Eintrag ins Muttiheft verpasst.
Die lag unter ihm. Warum kann sie nicht einfach mal mit Erwin ins Schlaflabor gehen oder ein Einzelzimmer buchen.

Meine Söhne haben mir gleich heute Morgen zum Vattertach gratuliert. Der eine aus Indien, der Kleene aus Freesdorf.
Nun hänge ich in einer Pinte und trinke Kaffee, bis die Burch uff macht. Um 10.00 Uhr will Jerdchen natürlich Erster sein.
Ich bitte einen Vorbeilaufenden, ein Foto von mir zu machen. Schon stellt sich heraus, dass er auch ein Maler ist. Wir tauschen Adressen aus und er geht weiter. Roberto Blanco steht auf dem Zettel. Ich hau mich weg.


Pünktlich um 10.00 Uhr betrete ich die Burg der Templer. Ein großartiges Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert. Die Tempelritter bauten diese Festung nach und nach aus.
Am Anfang des 14. Jahrhunderts wurde der Orden jedoch aufgelöst, weil der Flughafen nicht fertig wurde. Verantwortlich wurde dafür jedoch NIEMAND gemacht.
Heute, 10. n. W. (10 Jahre nach Wowereit) haben wir das selbe Problem. Daran sieht man deutlich, dass wir niemals aus Fehlern lernen. Ganze Kulturen, wie die Mayas, die Azteken oder das römische Reich scheiterten am Flughafen.
1923 wurden im Innenhof Sprengungen vorgenommen, um einen Fussballplatz zu schaffen. Wie bekloppt wir Menschen doch sind. :-(


Mein Knie ist wesentlich besser drauf und ich freue mich darauf, morgen wieder los zu wandern. So verlasse ich die letzte größere Stadt vor Santiago und bin schon gespannt auf Galicien. Evtl. Muss ich eine Etappe mit der Hippe fahren, weil mein Zeitplan nicht mehr passt. Ich hoffe, ihr seid mir deswegen nicht sauer.
Bis Morgen grüßt das Jerdchen.
Machts Juuuut, Nachbarn!!

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Mittwoch, 24. Mai 2017
SCHWARZER MITTWOCH
24. Schwarzer Mittwoch :-(

Nachdem ich gestern trotz völliger Erschöpfung noch mit olle Julio ein Pilgermenue eingepeitscht habe (war auch meine erste feste Nahrung seit 4 Keksen zum Frühstück), habe ich mein Innenknie schon schimpfen hören. Dann hieß es nur noch Zähne putzen, pullern und ab ins Bett. Heute um 5.00 Uhr ging Dänemark in die Pool Position. Ich stieg vom Hochbett und konnte nicht mehr auftreten.
Alles klar dachte ich und kletterte wieder hoch, um bis 7.30 Uhr rumzusiechen.
Planänderung schoss mir durch den Kopf.
Taxi-Krankenhaus-Weitersiechen.
Julio verklickerte ich dank GOGGLE meine Lage und wir verabschiedeten uns traurig.
Er führt jedoch mit seinem Bruder eine Pension in der Innenstadt von Rom und dort sehen wir uns mit Sicherheit wieder.
Buen Camino.
Per Taxi ging es dann nach Ponferrada in die Notaufnahme. Binnen 5 Minuten war ich bei einer sehr netten Ärztin im Zimmer.
Dank GOOGLE konnten wir uns gut verständigen. Entzündetes Band links innen am Knie. 2 Tage Ruhe. Na toll.
Tabletten, 5 Kilo Voltaren und Eisbeutel inkl. Bandage.
Ich humpelte in die nahegelegene Albergue und darf mit meiner Behinderung 2 Tage hier nächtigen.
Alle waren zuvorkommend und hilfsbereit ohne die Hand aufzuhalten. In Deutschland kaum vorstellbar.
Um 12.00 Uhr durfte ich in mein Bettchen und traf prompt die Kleene Romina aus Argentina. Ich kenne sie aus den ersten Tagen auf dem Camino. Die Kerle umschwirrten Sie wie die Scheißhausfliegen.
Sie siecht schon 2 Tage mit Gehbehinderung hier rum. Blasen ohne Ende und Wade. Groß war die Freude.

Nach dem Tablettchen wurde es viel besser und ick bin nochma inne Stadt geeitert.

Bei 34 Grad nicht angenehm, doch ich hatte Hunger. Wo schmeckt es am Besten?? Wo die meisten Einheimischen sitzen. Hier gönnte ich mir nun endlich meine Krake. Diesmal aus dem St. Thobiasgraben. Apneutaucher fangen die 12 Meter Teile in 12.000 Metern mit Kopflampe. Hut ab.
Mama kochte und servierte, Sohn freute sich, dass es mir so schmeckt. Als Belohnung gab es 100 Gramm Kaffeelikör mit Eis. Boa, bei der Hitze.

Bin jedenfalls voller Hoffnung, dass es übermorgen weiter gehen kann. Stan und Olli freuten sich jedenfalls ein Loch in den Arsch über die heutige Entscheidung.
Machts Juuuut, Nachbarn!!!
PS: Die beiden brasilianischen Brüder und Schnarchwunder haben es bis Santiago geschafft. Hier 2 Bilder. Vorher-Nachher.


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ZWANGSPAUSE IN PONFERRADA


Moin, ihr Lieben.
Wird heute nicht viel Neues geben. Innenseite linkes Knie überbeansprucht schätze ich mal. Gehe erstmal zum Medicus und mache heute blau.
Bis denne!!
Machts Juut, Nachbarn!!

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