Dienstag, 16. Mai 2017
ÜBER DIR, ÜBER MIR, DIE SELBEN STERNE
16.5. und 16. Etappe

Nach einem Fläschchen Rotwein, Brot mit Salami und guter Laune stieg ich um 21.00 Uhr in meinen Schlafsack und schlief auch sofort ein.

Mein Schlafplatz war ein riesiger Tisch auf dem meine Isomatte bequem Platz fand.

"Spaniens Himmel breitet seine Sterne, über unsere Schützengräben aus!
Und der Morgen ruft schon aus der Ferne,
bald geht es zum neuen Kampf hinaus!"
An diesen Songtext aus der Schulzeit dachte ich, als ich in der Nacht wach wurde und diesen grandiosen Sternenhimmel sah.
Mit solchen schwachsinnigen Kampfliedern sollten wir im sogenannten SOZIALismus zu Schwachmaten erzogen werden. Pustekuchen!!
Gegen 2.00 Uhr zupften 2 Skorpione an meinem Fußende und versuchten ihren Stachel durch den Asbestschlafsack zu pieken. Da musste ich aber mal laut werden um die Uhrzeit.
3.30 Uhr packte ich die Geige ein und verließ das Privatgelände. 4.00 war ich auf dem Camino und dem schlimmsten Stück überhaupt. Schnurgerade führt der gesplittete Weg 18 Kilometer durch flaches Gelände, ohne jegliche Abwechslung. Ich war froh, diesen Teil im Dunkeln mit Kopflampe zu meistern, ohne das Elend vor mir zu sehen. Es lief dazu natürlich "Herr der Ringe".
Kann mir gut vorstellen, dass die Pilger damals bei 40 Grad verzweifelt den Teufel hinter sich sahen.
Der Sonnenaufgang entschädigte jedoch für die Strapazen. Einfach großartig, was die Natur uns für Kunstwerke liefert.

Im nächsten Ort wartete olle Andi und olle David auf mich. David hatte sich eine entzündete Achillessehne zugezogen. Sah nicht gut aus. Wir tranken zusammen Käffchen und wieder kam ein Abschied, der mir besonders schwer viel. Andreas gurkt jetzt noch bis Leon und fliegt dann nach Hause. Ein feiner Kerl mit Herz, Fantasie und Humor. Ich hoffe sehr, dass wir in Kontakt bleiben. Wir haben viel zusammen gelacht auf diesem Weg.
Und er war mein "Tränsleeeter", da er perfekt Spanisch und Englisch druff hat.

Mit David zog ich weiter. Er sang mir die Tschechische Nationalhymne vor und ich ein Volkslied. Nach weiteren 8 Kilometern bog ich im nächsten Ort ab und er ging weiter. Wollte wohl eine Apotheke aufsuchen.
Die Erste Herberge war voll und ich hatte Glück in der 2.
Viele Pilger reservieren vor und der Rest kiekt inne Röhre. Das ist nicht fair finde ich und müsste unterbunden werden.
Werde wohl noch öfters draußen pennen.
Bei 14 Grad kein Ding.

Die Dusche tat nach 2 Tagen Not. In der benachbarten Dorfkirche sah ich auch eine Pilgerduschkabine aus dem 11. Jahrhundert. Sehr modern zu jener Zeit.

Nun sitze ich in "Terradillos de los Templarios" nach fetten 28 km. Morgen geht es nach "Bercianos del Real Camino".
Leider habe ich meinen Pilgerausweis irgendwo liegen gelassen. Ein herber Verlust. Evtl. landet er ja in Compostella. Ich glaube immer noch an datt Juute im Menschen.
Besorge mir morgen einen Neuen. Letztendlich ist das Papier unwichtig, denn ICH bin IHN gegangen. Den Camino.
Machts Juuut, Nachbarn!!
Ach so, Bilder kann ich erst morgen reinstellen .Sorry.

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KLEINER LITERATURTIP ZUM CAMINO


Ein MUSS für jeden Pilgeraner!!!

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