Montag, 29. Mai 2017
ZUM JEBURTSTACH IM KOMPOSTHAUFEN
Mai. Geburtstag und bedingungslose Kapitulation

Ich wusste, dass der gestrige Abend der vorläufige Abschluss meiner Pilgerei sein wird. Meine Knieschmerzen sind unerträglich geworden trotz Spritze, Pillen und 5 kg. Voltaren. Es war ein kleiner Abschluss mit dem finnischen Pärchen, welches ich von Pamplona aus jeden Tag traf.
Eine Apothekerin und ein Autoschrauber und Rallyefahrer. Sehr trinkfest, wie ich feststellen musste. Es sind halt Finnen.
Ihre Sprache ist jedoch der Hammer. So viel habe ich schon lange nicht mehr gelacht. Nach 22.00 Uhr kamen sie nicht mehr in ihre Herberge und mussten rum telefonieren bei strömendem Regen.
Ein sehr netter Kontakt.

In der Albergue traf ich dann noch olle Norman aus Jena, der schon einige Jahre in Zürich lebt. Alles Richtig gemacht, sagte ich zu ihm. Er half mir nach unserem heutigen Geburtstagsfrühstück den Busplatz zu finden und ein Ticket zu besorgen. Er hat Wade und ist auch ein Stück mit dem Bus gefahren.
Ich beschloss, gleich nach Composthaufen zu düsen und dort wie ursprünglich geplant, meinen Ehrentag zu feiern. Für ganze 13 Euronen über "Lugo" nach Santiago. 3 Std. Fahrt.
So kann ich meinem Bein etwas Ruhe gönnen und nochmal ans "Ende der Welt" nach Finisterre fahren.
Ich denke, der Camino wollte das alles so. El Camino Proveerá!!
Bin deswegen nicht allzu traurig, denn es war und ist die unglaublichste und schönste Reise meines Lebens.

Soeben im Busbahnhof eine Waage entdeckt. Rucksack 12 Kilo -Jerdchen 9 Kilo. Bin mit 14 Kilo Körpergewicht gestartet. Wo sind die Vorräte geblieben??
Ein wenig Häme und Schadenfreude kam schon über mich, als ich diese Pilgerpolonaise auf den letzten 100 km im strömenden Regen aus dem beheizten Bus hinterher sah. Ja, die letzten 100 sind der Wahnsinn. Zumal die einheimischen Spanier sich auch noch zu den übrigen Pilgertouristen gesellen. Es gehört hier in jede gute Bewerbung, den Camino gelaufen zu sein. Wenn auch nur diese magischen 100 km.
Angekommen in Komposthaufen fand ich gleich in der Nähe vom Busbahnhof eine Albergue. Sehr nette kleine Herberge und ich gab dem Chef gleich eine Büchse Bier aus zum Birthday.
Dann humpelte ich in die Stadt zur Kathedrale. Traf spontan olle Sabin aus Frankreich, die sich tierisch freute.

Dann sah ich mir die erstaunlich leere Kathrdrale an. Bei olle Jesus blieb ich stehen und betete kurz ein Vater Unser. Das meine Familie gesund bleibt und mein Knie wieder heilt. Ich denke mal, ein wenig hat er mir zugenickt.

Ansonsten ist es natürlich ein sehr mystischer Ort, der vermarktet wird bis zum erbrechen. Sie sahen mich alle an, als wäre ich der Jacobus. Schwer hinkend mit Krücken.

Durfte sogar zum Nebeneingang rein.
Hier hätte ich gern einen Tag im 12. Jhd. erlebt. Da lief alles ruhiger ab als heute.

Danach suchte ich dieses Pilgerbüro um diese blöde alberne Urkunde abzuholen. 90 % Amerikaner und 2 Std. Wartezeit ließen mich wieder gehen. Ich brauche das Ding nicht. Ich bin diesen Weg gegangen, habe von jeder Herberge einen Stempel und das reicht mir. Die Erlebnisse und Erinnerungen sind mir hundertmal wichtiger.

Morgen will ich ans Ende der Welt. Es sind 100 km von hier und der Bus fährt 9.00 Uhr. Dort werde ich wohl bleiben bis Donnerstag. Hier ist mir zu viel Trubel.

Ich melde mich bei euch!!
Machts Juuut, Nachbarn!!

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